Daten sind das neue Gold: Was Daten im steuerlichen Kontext bedeuten
Wirft man einen Blick in die Wahlprogramme zur anstehenden Bundestagswahl, findet man rudimentäre Ideen zur vorausgefüllten Steuererklärung oder Allgemeinplätze zur Modernisierung der Betriebsprüfung. Ansonsten sucht man weitgehend vergebens nach konkreten Vorhaben zur Digitalisierung des Steuerrechts, dabei gäbe es zahlreiche Ideen.
Da wäre zunächst die Einführung eines allgemein gültigen Datenformats für Rechnungen, etwa nach dem Vorbild von Italien oder dem französischen Vorschlag folgend. Dies wäre nicht nur ein Vorhaben, welches über die effektive Vermeidung desUmsatzsteuerbetrugs Geld in die Corona-geplagten Staatskassen spülen würde, es wäre zugleich ein wesentlicher Schritt zur Digitalisierung des gesamten Belegflusses in den Unternehmen.
Weiter vermisse ich Ansätze dazu, wie Gesetze künftig automationsfreundlich ausgestaltet werden können. Dabei geht es weniger um maschinenlesbare Gesetze als vielmehr um das Gesetzgebungsverfahren an sich, über welches sichergestellt werden sollte, dass Gesetzesinitiativen später auch digital bzw. maschinell ausführbar sind und damit für alle Beteiligten leichter administrierbar werden.
Was schließlich gänzlich fehlt, sind wirklich konkrete Vorschläge zur Digitalisierung der Finanzverwaltung. In diesem Zusammenhang empfehle ich den Beitrag von Andreas Kowallik, der in dieser Ausgabe der REthinking Tax eindrucksvoll schildert, wie Indien konsequent und innerhalb kurzer Zeit seine Betriebsprüfung in ein digitales Zeitalter transformiert hat und weshalb dies auch eine Blaupause für Deutschland sein könnte.
Was bleibt, ist leider wieder einmal eine gewisse Ernüchterung. Sehr gerne würde ich von der Politik erfahren, weshalb dem Thema Digitalisierung des Besteuerungsverfahrens so wenig Aufmerksamkeit zuteilwird, geht es doch uns alle an. Dabei wäre es so einfach. Man müsste das digitale Rad nicht einmal neu erfinden, vielmehr würde ein interessierter Blick über die Grenze genügen und es fänden sich zahlreiche Initiativen, die eine fachliche und politische Auseinandersetzung lohnen würden. Ob Italien, Frankreich oder Indien, die Digitalisierung des Steuerrechts hat deutlich an Fahrt aufgenommen. Bleibt zu hoffen, dass die nächste Bundesregierung sich davon inspirieren lässt; träumen sei zumindest erlaubt.
Titelthema: Datentransparenz in der Steuerfunktion – Herausforderung und Chance
Was Daten im steuerlichen Kontext bedeuten.
Heiko Höbbel, Florian Buschbacher
Technology & Innovation
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Kristiina Coenen, Dr. Aras Erkin
Chancen und Herausforderungen für Data Analytics im Ertragsteuer-Bereich
Zur wachsenden Bedeutung von Auswertungen im Ertragsteuer-Bereich.
Jann-Luiken Popkes, Heiko Schäfer
Das Blockchain-Framework Hyperledger im Steuerrecht
Entwicklung konkreter steuerlicher Blockchain-Anwendungen mit Hyperledger.
Dr. Robert Müller
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Ein detaillierter Blick auf Kassenprüfsoftware für den Eigenbedarf.
Dr. Mirco Till
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Best Practices: Transfer Pricing goes SAP S/4HANA
Zu den Chancen von SAP S/4HANA für die Steuerfunktion.
Stephanie Henseler, Luca Grefkes
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Über das Digitalisierungspotenzial von kleinen und mittelständischen Kanzleien.
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Anna-Katharina Heidbüchel, Dr. Roger Gothmann
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Eine Blaupause für Deutschland?
Dr. Andreas Kowallik
Steuervollzug in Zeiten der Digitalisierung – Kritische Bestandsaufnahme und Blick in die Zukunft
Teil II: Das qualifizierte Freitextfeld in der Einkommensteuererklärung.
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Rezension
NEGZ Kurzstudie zur Digitalisierung der Gesetzgebung zur Steigerung der Digitalen Souveränität des Staates.
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Barbara Cech, Head of Tax Compliance beim österreichischen Energiekonzern OMV.
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