Ein grünes Label einer Anleihe lockt nachhaltige Investoren an. Die Frage ist, ob Unternehmen mit der Emission von grünen Anleihen ihre Fremdkapitalkosten senken können, wenn nachhaltig-orientierte Investoren eine geringere Rendite akzeptieren. Aufgrund der zweckgebundenen Mittelverwendung und der großen Anzahl von Energieunternehmen unter den Emittenten sind die Anleger jedoch möglicherweise auch einer größeren Anzahl an Risiken ausgesetzt, wie z.B. Übertragungsrisiken (Sektor-Spillover) – oder Greenwashing-Risiken. Ersteres bezeichnet etwaige Preiskopplungen zu anderen Märkten, beispielsweise zu Rohstoffen und Energie. Daher ist es fraglich, ob Anleger bei grünen Anleihen bereit sind, höhere Risiken zu tragen, wenn sie dafür mit vergleichbaren oder gar niedrigeren Renditen im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen entschädigt werden. Der vorliegende Aufsatz beantwortet diese Fragen anhand einer narrativen Literaturübersicht. Es werden grüne Anleihen, die Arten von Emittenten und ihre Motive für die Emission beschrieben. Es wird gezeigt, dass grüne Anleihen ähnlich performen wie ihre braunen Pendants, und die empirischen Ergebnisse allenfalls zu einem geringen (Preis-)Aufschlag für grüne Anleihen deuten. Unternehmen, die in nicht zertifizierte Anleihen emittieren, müssen Anleger jedoch für mögliche Greenwashing-Risiken kompensieren.