Kollateralschäden der Green Finance Bewegung – Kann es moralisch verwerflich sein, nach ökologischen Kriterien zu investieren?
Dr. Eric Fellhauer
Im folgenden Beitrag wird untersucht, ob die Green-Finance-Bewegung zu Kollateralschäden führt, die aus moralisch-ethischer Sicht nicht akzeptabel sind. Hierzu wird zunächst gezeigt, wie umfangreich und bedeutend diese Bewegung inzwischen geworden ist. Danach werden die moralisch-ethischen Ansprüche an wirtschaftliches Handeln innerhalb eines freiheitlichen Ordnungsrahmens erörtert und eine über das pure Einhalten von Gesetzen hinausgehende Verantwortungshaltung für die wirtschaftlichen Akteure gefordert. Es wird sodann argumentiert, dass der Finanzsektor nach einem halben Jahrhundert signifikanten Wachstums voraussichtlich in eine längerfristig angespannte Situation mündet, die den Spielraum für die Finanzierung der Nachhaltigkeitswende limitieren wird. Die moralische Kritik an der Green-Finance-Bewegung bezieht sich auf deren (intendierte) Folgen der Verteuerung der Exploration von fossilen Brennstoffen und den (nicht intendierten) Nebenwirkungen auf die globalen Nahrungsmittelpreise, was den ärmsten Teil der Weltbevölkerung am meisten trifft. Da das Problem der Klimagas-Emissionen aber ganz wesentlich durch den Konsum des reichen Teils der Weltbevölkerung verursacht wird, ist dies moralisch nicht zu rechtfertigen, zumal es eine Alternative gibt, die solche Kollateralschäden nicht verursacht, sondern genau an eben diesem Konsum ansetzt, nämlich eine emissions-gerechte Bepreisung von CO2.