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Ergebnisse des 15. Aufsichtsrats-Panel: Die Rolle des Aufsichtsrats in der Krise

16.11.2015 | Die Ergebnisse der 15. Panel-Befragung machen sehr deutlich, dass viele Aufsichtsräte krisenhafte Entwicklungen als besondere Herausforderung sehen. Bei den Handlungsvorschlägen und Lösungsansätzen ist man sich jedoch alles andere als einig. Einige der Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Rolle und das Bewusstsein für die eigenständige Funktion des „Aufsichtsrats in der Krise“ noch entwicklungsfähig sind.

Ergebnisse des 15. Aufsichtsrats-Panel: Die Rolle des Aufsichtsrats in der Krise

Frühzeitige Krisenerkennung und sachgerechter Umgang mit der Krise stellen in der Aufsichtsratspraxis eine große Herausforderung dar. Zu dieser Einschätzung kommt die 15. Panel-Befragung der Zeitschrift „Der Aufsichtsrat“ in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO.

Bereits seit 2007 wird kontinuierlich ein Meinungsbild unter Aufsichtsräten zu aktuellen Themen ermittelt. Für die 15. Panel-Befragung wurden 51 Teilnehmer, die durch Mehrfachmandate insgesamt 174 Gesellschaften vertraten, zur Rolle des Aufsichtsrats in der Krise befragt. 13 der repräsentierten Gesellschaften sind im Prime Standard gelistet (7 DAX, 1 MDAX, 2 SDAX, 1 TecDAX und 2 weitere). Mehr als drei Viertel der Befragten (76,5 %) sind als Vorsitzender und/ oder stellvertretender Vorsitzender in mindestens einem Überwachungsgremium tätig.

 

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen als potenzielle Krisensignale
Als Anzeichen und Indikatoren einer potenziellen Unternehmenskrise wurden vorrangig betriebswirtschaftliche Kennzahlen angeführt. Speziell benannte Kennzahlen wie z.B. Liquidität, Auftragsrückgang oder Ergebnisverschlechterung wurden am häufigsten genannt (40 Nennungen), gefolgt von „Veränderungen der Marktstruktur und der eigenen Marktposition“ (20 Nennungen), Monats-/Quartals-Berichterstattung und Risikoberichterstattung (15 Nennungen), Kommunikation zwischen Aufsichtsrat und Vorstand/Geschäftsführung (14 Nennungen) und Fluktuation/Kündigungen von Führungskräften (8 Nennungen).

“Die Krisensensibilisierung der meisten Aufsichtsräte fokussiert auf ‚starke Signale‘, nicht wenige Krisen kommen aber zunächst auf ‚leisen Sohlen‘ in das Unternehmen”, kommentiert der geschäftsführende Herausgeber von „Der Aufsichtsrat“ Prof. Dr. Dr. Manuel R. Theisen die Ergebnisse.

 

Mehr Verantwortung des Aufsichtsrats in der Krise
In der Unternehmenskrise kommt der Informationsversorgung des Aufsichtsrats eine noch größere Bedeutung zu. 77,6 % der Befragten beobachten organisatorische und/oder inhaltliche Veränderungen in der Berichterstattung an den Aufsichtsrat. Für 82,0 % hat die intensive Kommunikation zwischen den Organen in der Krise eine sehr große Bedeutung. Hier wird die Führungsrolle des Aufsichtsratsvorsitzenden im Kontakt mit dem Vorstand bzw. dem Vorstandsvorsitzenden betont.

87,5 % der Panel-Teilnehmer sehen eine gewandelte Rolle des Aufsichtsrats in der Krise. Die Gründe dafür sind: eine ausgedehntere Verantwortung des Aufsichtsrats als noch vor zehn Jahren (72,9 %), eine immer stärker geforderte Professionalität der Aufsichtsräte (35,4 %) und eine stärkere Annäherung des Aufsichtsrats an die Vorstandsarbeit (25,0 %).

„Es gibt keine Blaupause für gute Corporate Governance in der Unternehmenskrise, dies zeigt das breite Spektrum der Antworten der Aufsichtsratspraktiker“, so Dr. Arno Probst, WP/StB und Mitglied des Vorstandes der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

 

Mit externen Experten zu einer krisensensiblen Überwachung
Um krisenhaften Entwicklungen angemessen Rechnung zu tragen, sind zahlreiche Maßnahmen denkbar. 68,6 % der Befragten sprechen sich für die Einschaltung externer Experten im Auftrag des Aufsichtsrats aus. 66,7 % halten die Einbeziehung wichtiger Funktionsträger unterhalb des Vorstands in die Berichtspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat für geeignet. Eine ausführliche krisenspezifische Berichterstattung an den Aufsichtsrat wird zudem von 60,8 % der Teilnehmer begrüßt.

 

Personalverantwortung hat oberste Priorität
Die Personalverantwortung des Aufsichtsrats wird häufig als dessen wichtigste Kompetenz bezeichnet. 56,9 % der Befragten begreifen die Personalverantwortung jedoch nicht allein als kriseninduzierte, sondern als permanente Aufgabe. Sie sprechen sich für eine aktive Beobachtung und Bewertung des Vorstandshandelns im Geschäftsprozess sowie die Wahrnehmung von Stimmungsbildern und Warnsignalen auf der atmosphärischen Ebene aus.

39,2 % der Panel-Teilnehmer sehen dagegen die Aufsichtsratsmitglieder in einer speziellen Verantwortung, Symptome und Indikatoren für ihre Beurteilung der Personalsituation „in der Krise“ heranzuziehen. Auch diese Teilnehmer betreiben eine aktive Beobachtung des Vorstands, beziehen diese jedoch verstärkt auf die Leistungsunterschiede und Aufgabenbefähigung.

 

Fazit
Die Ergebnisse der 15. Panel-Befragung machen sehr deutlich, dass viele Aufsichtsräte krisenhafte Entwicklungen als besondere Herausforderung sehen. Bei den Handlungsvorschlägen und Lösungsansätzen ist man sich jedoch alles andere als einig. Einige der Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Rolle und das Bewusstsein für die eigenständige Funktion des „Aufsichtsrats in der Krise“ noch entwicklungsfähig sind.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der 15. Panel-Befragung erhalten Sie auf Anfrage unter ar.redaktion@fachmedien.de.

 

Kontakt:
Kerstin Jaumann
Leiterin Presse & Kommunikation
Fon: 0211 887-1015
eMail: pressestelle@vhb.de

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